Flossing – eine neue Methode, die Schmerzen lindern, die Beweglichkeit in die Gelenke zurück bringen und die Geschmeidigkeit der myofaszialen Strukturen wiederherstellen soll. Beim professionell angewandten Flossing werden mit Hilfe von elastischen 2-5 m langen und ca. 5 cm breiten Flossbändern die betroffenen Stellen an Gelenken und/oder muskulären Strukturen großflächig abgebunden und im Anschluss mobilisiert. Ziel dieser martialisch wirkenden Technik ist es, die „Range of Motion“ ganz ohne Limitierung wiederherzustellen.
Das „Voodoo Flossing“ findet 2013 im Buch „Becoming a supple leopard“ von Physiotherapeut und Crossfittrainer Dr. Kelly Starret erstmalig Erwähnung in der Szene der Physiotherapeuten und Trainer. Die Voodoo ähnelnde Bezeichnung ist wahrscheinlich auf die zum Teil erstaunlichen Wirkungen der Flossingmethode zurückzuführen, ohne dass es dafür gesicherte wissenschaftliche Evidenzen gibt.
Nicht zu verwechseln ist Flossing mit Taping oder sogar Oklusionstraining, bei dem sich die Kompressionen auf Leiste oder Achsel beschränken. Durch das Abbinden der betroffenen muskulären oder gelenkbezogen Stellen mit dem Flossband wird das Gewebe vorsätzlich abgeschnürt und komprimiert. Hierbei kommt es zu bewussten Unterbrechungen aller fließenden Leitungen wie Blut und Lymphflüssigkeiten. Der Behandler übt darüber hinaus noch zusätzlich Druck und Zug in verschiedene Richtungen der abgebundenen Struktur aus, um das darunterliegende Gewebe weich und geschmeidig zu bekommen. Wird das abgebundene Gelenk dazuhin dreidimensional durch Therapeut oder Athleten bewegt, kommt es zu den nötigen Scherkräften – zwischen Flossband, Haut und darunterliegendem Gewebe -, die verklebten Oberflächen werden gelöst und so genannte Crosslinks zerrissen.
Bei diesem Reiz werden die Mechanorezeptoren der Haut stark angesprochen, was ein s.g. „Resetten“ fehlgeschalteter Bewegungsabläufe bewirken kann. Auch dem faszialen Gewebe kommt das Flossing zunutze, indem durch die Scherkräfte und der Kompression des Flossbandes das Gewebe regelrecht wie eine Orange „ausgepresst“ wird. Nach dem Lösen des Flossbandes kann das Gewebe sich wieder mit frischer Flüssigkeit füllen und dadurch seine Viskosität erhöhen. Eine Behandlungszeit von nicht mehr als 4 min senkt den Muskeltonus merklich und das Unterhautgewebe fühlt sich deutlich elastischer und weicher an.
Im Vorfeld ist es elementar zu wissen, woher die Beschwerden des Athleten kommen und welche Zugrichtung und vor allem mit welchem Druck man somit das Flossband an der betroffenen Stelle angelegt werden muss. Flossing kann sowohl bei Beweglichkeitseinschränkungen, als auch bei akuten Traumata durch Experten angewandt werden. Dadurch kann eine eventuelle Ausfallzeit des Athleten in seiner Sportart vorzeitig verhindern.
Auch wir am Olympiazentrum Vorarlberg arbeiten mit dieser Methode fast täglich an den Top-Athleten des Landes. Hier sind wir ständig bestrebt weitere Anlagetechniken und Übungskombinationen, je nach Indikation und Empfinden der Athleten weiterzuentwickeln, um in Sachen Regeneration, Beweglichkeit und Prävention ein weiteres Tool in der Tasche zu haben.
Philipp Konnerth, Sportwissenschafter Olympiazentrum Vorarlberg
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